Beep Ramp
Gemeinsam Barrieren beseitigen

Betül Ügüden, Sarah Rehrmann & Chantal Schäffer

Menschen mit Behinderungen werden in vielen Bereichen der Gesellschaft übersehen oder diskriminiert. Auch im öffentlichen Stadtraum fehlt es oft an Rampen und Hilfen, um den Treppenabsatz zum Laden oder die Lücke zur U-Bahn-Türe zu überwinden.

Wie wäre es, wenn man bei der täglichen Fahrt mit dem Rollstuhl durch die Stadt die vielen kleinen Hürden und Lücken selbst überbrücken könnte, statt von Helfern, Schlüsseln und Infosäulen abhängig zu sein?

 

Beep Ramp ist ein Konzept für ein Community Wearable: Ein Armband, das Menschen mit Rollstuhl ermächtigt, sich bei ihren täglichen Erledigungen in der Stadt selbst zu helfen.
Über das interaktive Armband können öffentliche Rampen und Türen selbst gesteuert werden. Mit einfachen Gesten wie Klopfen, Handschütteln, Armdrehen kann eine Rampe angesprochen und aktiviert werden. Mit der begleitenden Companion App können diese Gesten an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden. Sprachinteraktion unterstützt als weitere Möglichkeit die Bedienung, sofern die Gesten gerade schwerfallen.

„Wir wünschen uns, dass Barrierefreiheit ein Menschenrecht ist. Wir wünschen uns, dass Barrierefreiheit eine Norm ist, damit es entsprechend gefördert wird.“

Betül Ügüden, Sarah Rehrmann & Chantal Schäffer

Die App macht auch die morgendliche Planung eines Kräfte sparenden Weges durch die Stadt einfach: Welcher Weg zum Rathaus hat am wenigsten Hindernisse? Welche Alternativen habe ich noch? Welche Baustelle haben die Freunde in der Beep Ramp Community neu hinzugefügt? Welche neuen interaktiven Rampen und Türen sind hinzugekommen?


Die Beep Ramp Map zeigt tagesaktuell die Barrierefreiheit meiner Stadt. Unterwegs werden die Nutzer*innen benachrichtigt, wenn sich etwas verändert und es werden alternative Wege vorgeschlagen. Und umgekehrt: Community-Mitglieder können sehen, wer in Ihrer Nähe gerade dringend eine helfende Hand braucht. Die App zeigt der Community die dringlichsten Orte und könnte gekoppelt sein mit einer Spendenplattform, die hilft, gemeinsam Hürden abzubauen, indem sie den Umbau finanziert und sie aktivierbar gemacht werden.

Beep Ramp. Jeden Tag eine Hürde weniger. Wie schön wäre das! 
Beep.

Interview

Wie ist die Idee zu eurer Arbeit entstanden?

Die Idee ist uns in einem Seminar zu Interaktion Design von Patricia Stolz gekommen. Dort ging es darum, Probleme von Menschen zu erkennen und durch digitale Ideen eine Superpower zu verleihen, die diese löst. Wir waren uns schnell einig, dass es erschreckend ist, wie vielen Barrieren Menschen im Rollstuhl tagtäglich begegnen. Nicht aufgrund ihrer Behinderung, sondern wegen der Art und Weise, wie wir als Gesellschaft Dinge bauen. Beep Ramp soll eine Plattform bieten, diese Barrieren im städtischen Raum gemeinsam aufzudecken und zu überwinden. Damit Menschen im Rollstuhl die Autonomie zurückbekommen, die jedem von uns zusteht.

Wie sah die Arbeit an eurem Projekt aus?

Am Anfang stand eine Menge Recherche. Wir haben mit vielen Leuten gesprochen und uns mit den Wünschen, Bedürfnissen und Ängsten von Menschen in Rollstühlen befasst. Auf dieser Basis entwickelten wir die Idee eines interaktiven Armbandes mit dazugehöriger App. Das Armband können Rollstuhlfahrer*innen tragen und damit Rampen steuern.

Gab es Menschen bzw. Personengruppen, die euch während eurer Arbeit inspiriert oder beeindruckt haben? Wenn, ja: Wie?

Natürlich haben uns all die Menschen im Rollstuhl beeindruckt, die Tag für Tag Barrieren begegnen und sich trotzdem nicht unterkriegen lassen. Raul Krauthausen zum Beispiel. Er ist der Gründer von wheelmap.org. Die Plattform hat unsere Arbeit sehr inspiriert.

In eurem Projekt befasst ihr euch mit einem Gadget, das gehbehinderten Personen bzw. Personen im Rollstuhl im Alltag helfen soll. Wo seht ihr den Bedarf dieser Menschen?

Alltagsrouten im Voraus zu planen ist ermüdend. Besonders Menschen mit Gehbehinderungen müssen viel mehr Zeit dafür aufbringen. Zu hohe Aufzugstasten, defekte oder gar nicht erst vorhandene Rampen stellen ein echtes Problem dar.

Wie genau hilft euer Gadget Menschen im Rollstuhl?

Die Herausforderung bei der Umsetzung der Arbeit war für uns das passende Gleichgewicht  beim Design zu finden. Es sollten klar erkennbar sein.

Zukunftsausblick: Wie geht es jetzt für euch weiter? Arbeitet ihr weiter an dem oder einem ähnlichen Thema?

Mit unserem Studium versuchen wir, das Leben von Menschen durch gutes Kommunikationsdesign zu verbessern. Beep Ramp ist ein Herzensprojekt, an dem wir gerne weiter schrauben würden.

Wenn ihr euch etwas in Bezug auf euer Projekt wünschen könntet, was wäre das?

Wir wünschen uns, dass Barrierefreiheit ein Menschenrecht ist. Wir wünschen uns, dass Barrierefreiheit eine Norm ist, damit es entsprechend gefördert wird.

Studienrichtung

Gestaltung, Kommunikationsdesign B.A.
Seminarprojekt

 
Betreuung
Prof. Patricia Stolz
 
Kontakt

betuel.uegueden@gmail.com

srehrmann1@gmail.com

schaeffer.cm@gmail.com

 

Fotografie