Wheelsoccerstyles

Isabel Louise Niemann

Die Verbindung von Mode und Sport ist heute stärker als jemals zuvor. Sie bringt Menschen global zusammen, begeistert und ist ein wichtiger Teil unserer Identität. Sowohl im Sport als auch in der Mode gibt es jedoch viele Barrieren, die verschiedene Personengruppen ausschließen. Was können wir tun, um Mode inklusiver zu machen?

 

Die Kollektion Wheelsoccerstyles ist im Rahmen des Kooperationsprojekts des Fachbereichs Gestaltung mit dem DSC Arminia Bielefeld entstanden, der sich unter anderem für Inklusion in der Region stark macht und seit einigen Jahren eine Rollstuhlsportabteilung betreibt. Der Fußballverein ermöglicht Menschen mit Behinderung nicht nur den Stadionbesuch, sondern schafft mit dem Wheelsoccertraining ein Angebot, an dem Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam teilnehmen können. Auch wenn während der Trainings intensiv Sport betrieben wird, steht hier der Teamgeist, der Spaß am Sport selbst sowie der Austausch miteinander im Vordergrund. Über dieses Sportangebot bin ich erstmals mit der Mannschaft und Familienmitgliedern der Sportler*innen in Kontakt gekommen und wurde eingeladen, in meiner Alltagskleidung Wheelsoccer mitzuspielen.

„Schnell wurde mir bewusst, wie wenig meine Alltagskleidung für die Fortbewegung im Rollstuhl geeignet ist- die Jeansnähte drückten, die Hose war am Rücken zu tief geschnitten, das Hemd hatte zu wenig Bewegungsfreiheit in den Schultern und die Ärmel waren zu kurz. Meine Alltagsmode hat im Rollstuhl und insbesondere beim Wheelsoccertraining nicht funktioniert.“

Isabel Louise Niemann

In der Mode wird die Kleidung in der Regel für standardisierte Konfektionsgrößen konstruiert und die Diversität von Körpern folglich nicht berücksichtigt. Dies stellt insbesondere für Rollstuhlfahrer*innen, kleinwüchsige Menschen und Menschen mit anderen Behinderungen eine Herausforderung dar, da herkömmliche Schnitte zumeist schlecht sitzen, die Nähte zu Druckstellen führen können, eine Auswahl an Größen fehlt und zudem die Selbstständigkeit beim Kleiden genommen wird. Folglich werden viele vor die Wahl gestellt, einschränkende Mode oder nicht-modische Rehakleidung zu tragen, da das Angebot an barrierefreier oder adaptiver Kleidung bislang stark eingeschränkt und regelmäßig mit hohen Kosten verbunden ist. Dabei ist der Wunsch, sich selbstbestimmt, selbstständig und dabei modisch kleiden zu können, groß und ein wichtiger Aspekt für die eigene Identität und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben – gerade von Menschen mit Behinderungen, deren Selbstständigkeit aufgrund von komplexen Hilfebedarfen oft per se eingeschränkt ist.


Eine Herausforderung stellen dabei die vielfältigen Ansprüche an die Kleidung dar, da Standardlösungen aufgrund der Vielfalt unser aller Körper nicht immer funktionieren und Arbeitsmittel wie beispielsweise sitzende Schneiderbüsten oder Schnittmuster fehlen. Wir haben daher die Möglichkeiten und Unterstützung im Rahmen des Gestaltungsseminars genutzt, um gemeinsam nach funktionierenden Lösungen zu suchen, die ich in meinen Designs umsetzen kann.

„Mir ist wichtig, die Personen von Anfang an im Prozess einzubeziehen, die die Kleidung später tragen werden, denn sie sind die einzigen, die beurteilen können, ob eine Idee funktioniert und einen Mehrwert hat. Im Alleingang und ohne ihr Feedback nach den Fittings wäre es gar nicht möglich gewesen, die individuell funktionierende Kleidung umzusetzen. Als Fußgänger*in ist man sich vielen alltäglichen Problemen gar nicht bewusst.“

Isabel Louise Niemann

Im Ergebnis sind 5 Teiloutfits entstanden, die individuelle Ansprüche und Wünsche in ihren Designs berücksichtigen. In den einzelnen Kleidungsstücken wurde besonderer Wert darauf gelegt, dass am Rücken und Gesäß keine drückenden Nähte eingearbeitet werden, die Sportler*innen viel Bewegungsfreiheit haben und die Kleidungsstücke weiterhin auch in der Bewegung selbst korrekt sitzen. Zudem sind individuelle Lösungen entwickelt worden wie ein hochgeschlossener Pullover mit einer Aussparung für eine Trachealkanüle oder Capes sowie eine Tasche, die selbstständig und unkompliziert durch Magnete geöffnet werden können.

 

Die entstandenen Kleidungsstücke wurden zum Abschluss gemeinsam mit den im Gestaltungsseminar entstandenen Outfits im Rahmen von Mannschaftsbildern fotografiert und anschließend in den Räumlichkeiten des DSC Arminia Bielefeld ausgestellt.

 

Der Fachbereich Gestaltung hat für das Projekt von Dr. Faraj Remmo den Wanderpartizipationspreis erhalten, mit dem Personen und Institutionen ausgezeichnet werden, die sich öffentlich für Integration und Inklusion engagieren. Zudem ist das Projekt Teil eines Features zur inklusiven Mode, das hier abrufbar ist.

Studienrichtung
Gestaltung, Mode B.A.
Seminararbeit
 
Betreuung

Prof. Philipp Rupp

 
Kontakt

isabel_louise.niemann@hsbi.de

 
Fotografie

Carl Enderle
@carl.niklas

 

Leon Haas
@_leon_haas_

 
Model

Till Keller
@frozonfroggy

 

Josephine Otto
@otterphine

 

Kai Kramer
@kai2020

 

Klara Kampmann
@klaraa_kam